{"id":18,"date":"2015-08-01T07:00:32","date_gmt":"2015-08-01T05:00:32","guid":{"rendered":"http:\/\/www.lustcon.de\/WordPress\/journalismus-auf-augenhoehe\/?p=18"},"modified":"2015-08-12T13:39:36","modified_gmt":"2015-08-12T11:39:36","slug":"die-abenddaemmerung-der-gedruckten-zeitung","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.lustcon.de\/WordPress\/journalismus-auf-augenhoehe\/die-abenddaemmerung-der-gedruckten-zeitung\/","title":{"rendered":"Die Abendd\u00e4mmerung der gedruckten Zeitung"},"content":{"rendered":"
Im Kontext der digitalen Medientransformation ist \u00fcber die tiefgreifende, schon seit Jahren andauernde Krise gedruckter Medien schon jede Menge geschrieben, gesagt und teils auch getan worden. Allein: Eine grunds\u00e4tzliche Wende aus der sich st\u00e4ndig verschlechternden Situation l\u00e4sst auf sich warten. Bislang jedenfalls. Wir fassen wesentliche Erkenntnisse \u00fcber die Ursachen und Folgen kurz zusammen und fokussieren auf ein Zukunftskonzept f\u00fcr ein erfolgreiches, digitales Morgen.<\/p>\n
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\u00dcber die vielf\u00e4ltigen Ursachen der zunehmend d\u00fcsteren Abendd\u00e4mmerung f\u00fcr Printmedien – vornehmlich Zeitungen, letztlich aber alle anderen auch – besteht landauf, landab weitgehende Einigkeit:<\/p>\n
Der demografische Faktor.<\/strong> F\u00fcr unter 45-J\u00e4hrige haben Nachrichten auf Papier mit stetig steigendender Tendenz allenfalls den \u00bbCharme des Gestrigen\u00ab: Was da kommt ist nicht nur formal, auch inhaltlich alt und keineswegs mehr aktuell. Die Informationen entsprechen nicht ann\u00e4hernd den technischen M\u00f6glichkeiten und der Realzeit. Hinzu kommen \u00f6kologisch<\/em> der unzeitgem\u00e4\u00df\u00a0verschwenderische\u00a0Verbrauch an Ressourcen<\/em>\u00a0zur Herstellung des notwendigen Papiers (Zellulose, Wasser, Bleichmittel) und \u00f6konomisch<\/em> die hohen Kosten f\u00fcr Herstellung<\/em> (Druck) und Distribution<\/em> (Verteil- und Zustellungslogistik mit typischerweise prek\u00e4ren Arbeitsverh\u00e4ltnissen) – und das alles letztlich f\u00fcr ein kurzlebiges\u00a0„Wegwerfprodukt“<\/em>.<\/p>\n In der Konsequenz ist das Neukundengesch\u00e4ft speziell f\u00fcr junge Zielgruppen, insbesondere f\u00fcr l\u00e4ngerfristige Abonnenten, inzwischen nahezu v\u00f6llig zum Erliegen gekommen. Diese abnehmende Reichweite besonders bei der werbewirksamen Zielgruppe der J\u00fcngeren hat nat\u00fcrlich auch Konsequenzen f\u00fcr die Anzeigen in der gedruckten Zeitung.\u00a0Der Anzeigenkunde der gedruckten Zeitung erh\u00e4lt zudem keine R\u00fcckkopplung \u00fcber den Erfolg seiner Anzeigenschaltung und die \u00a0mit seiner Insertion faktisch erzielte Reichweite. Das Anzeigengesch\u00e4ft ist deshalb, nach der Abwanderung der Rubrikenanzeigen (Auto, Immobilien, Stellen) in spezialisierte Onlineportale zu Beginn des Jahrtausends, \u00a0ebenfalls seit vielen Jahren stetig r\u00fcckl\u00e4ufig.<\/p>\n Der gesellschaftliche Faktor.<\/strong>\u00a0Die allgegenw\u00e4rtige Mitwirkung des Lesers \u00a0bzw. Nutzers zumindest durch Bewertung und Kommentierung von publizierten Nachrichten geh\u00f6rt mittlerweile\u00a0zum demokratischen Selbstverst\u00e4ndnis unserer Gesellschaft. Dem Erwartungshorizont einer \u00bbKommunikation auf Augenh\u00f6he\u00ab<\/em> mit den publizierenden Journalisten entspricht die klassische Diktion eines Printmediums, bei der die Redaktion von oben herab, eindimensional die Leserschaft \u00fcber ihre Sicht auf die Ereignisse aufkl\u00e4rt, immer weniger. Die Publikation ausgew\u00e4hlter Leserbriefe in der Zeitung – zumeist einige Tage nach Ablauf der Aktualit\u00e4t eines Ereignisses – noch weniger. Wobei nat\u00fcrlich auch „eine Kommunikation auf Augenh\u00f6he“ die Grunderwartung der Leser bzw. Nutzer an ein Medium nach Information und Orientierung<\/strong> durch fachkundige Einordnung eben dieser Informationen\u00a0gem\u00e4\u00df einem akzeptierten Wertekanon bedienen muss.<\/p>\n Der wirtschaftliche Faktor.<\/strong> Eine kleinteilige und fl\u00e4chendeckende Berichterstattung im Verbreitungsgebiet einer Zeitung ist ohne einen Einbezug aktiver und engagierter Nutzer<\/em> gerade im\u00a0lokalen Breitensport, in der lokalen Kultur und der Eventberichterstattung<\/em> kaum mehr wirtschaftlich m\u00f6glich. Damit droht der Zeitung eine ihrer Kernkompetenzen, die \u00dcbersicht und Einordnung alles jeweils relevanten lokalen und regionalen Geschehens,<\/em> zu entgleiten. Ein \u00a0Einbezug aktiver B\u00fcrger in die aktuelle Berichterstattung erfordert aber eine Strukturierung und Digitalisierung der Reportage- und Redaktionsprozesse, <\/em>die zumeist \u00fcber die Gegebenheiten der heutigen Redaktionsorganisation und \u00a0der verwendeten Redaktionssysteme hinausgeht. Deshalb z\u00f6gern die Verlage, was wiederum der Attraktivit\u00e4t der Produkte deutlich abtr\u00e4glich ist.<\/p>\n Die derzeit favorisierte Vorgehensweise, die bestehenden Inhalte der Zeitung zus\u00e4tzlich kostenfrei – oder zunehmend hinter einer Zahlschranke \u00bbpaywall\u00ab – im Netz zug\u00e4nglich zu machen, ist deshalb nicht mehr als eine Teill\u00f6sung<\/em>, weil sie h\u00f6chstens\u00a0eines<\/em> von drei<\/em>\u00a0bestehenden Problemen l\u00f6st. Sie wird die Abendd\u00e4mmerung f\u00fcr Print bestenfalls verl\u00e4ngern. Eine L\u00f6sung, die begr\u00fcndete Hoffnung auf ein profitables digitales Morgen macht, muss aber alle drei<\/em> beschriebenen Hauptgr\u00fcnde des Niedergangs nachhaltig abstellen.<\/p>\nEin Konzept f\u00fcr das digitale Morgen<\/h3>\n